Cornwall

Von Schlangen, Eidechsen und Pferden

    
Zerklüftete Felsen, dramatische Klippen, romantische Buchten, malerische Fischerdörfer, weite Heideflächen und tiefe Wälder - das ist Cornwall, das ist der Lizard. Hier am südlichsten Zipfel Großbritanniens finden Reiter ein wahres Naturparadies.

Lautes Möwenkreischen lässt mich vor dem Weckerklingeln wach werden. Ich schiele unter dem Vorhang hindurch, um die Wetterlage zu checken: Nebel. Nichts Ungewöhnliches für Großbritanniens Küste. Doch heute möchte ich die Umgebung von Mullion, das größte Dorf auf der cornischen Halbinsel The Lizard, per Pferd erkunden.

Stolz erhebt sich die Halbinsel aus der See und trotzt jedem Wetter. Es ist der südlichste und damit auch wärmste Zipfel Großbritanniens. Das Meer und die Klippen sind so schillernd und smaragdgrün wie die Schuppen einer Eidechse. Nach ihr, auf englisch "lizard", hat die Halbinsel auch ihren Namen bekommen.

Die Luft ist mild, klar und sauber. Es gibt keine Industrie, nur Natur. Jahrhundertealte Fischerdörfer schmiegen sich in kleine Buchten, geschützt von den imposanten, mit weichem Gras bewachsenen Klippen. Rote, weiße und gelbe Fischerboote liegen in den winzigen Häfen und warten auf Ebbe oder Flut. Alles ist beschaulich und klein. Die Uhr tickt hier ein wenig langsamer als anderswo.

Dennoch die Zeit nicht aus den Augen verlierend komme ich pünktlich eine Viertelstunde, bevor mein Erkundungsausritt starten soll, auf der Newton Farm an. Mit einem fröhlichen "Good Morning" begrüßt mich Chris Cattran, die zusammen mit ihrem Mann Jo vor drei Jahren den Reitstall aufgebaut hat. "Geh' doch bitte zur Rezeption, da kannst du dir einen passenden Reithelm aussuchen." Gesagt, getan. Helme in allen Größen liegen parat, aber auch Stiefel und Körperprotektoren. Ich schnappe mir einen von den grau-schwarzen Kopfbedeckungen und laufe hinter Chris her.

Sie ist vor der Box von Magic stehen geblieben. Die neunjährige Stute liegt noch dösend auf den Gummimatten, mit denen hier die Boxen ausgelegt sind. Etwas später gehe ich, mit Striegel und Bürste bewaffnet, zu Magic in die Box. Mittlerweile ist sie aufgestanden, und ich kann gleich loslegen. Launisch legt sie hin und wieder die Ohren an. Aber sie genießt die morgendliche Putzaktion. Noch schnell die Hufe ausgekratzt, getrenst und da kommt Vicky Anderton, eine der drei Reitlehrerinnen, schon mit dem Sattel. Zusammen führen wir Magic aus der Box. Im Hof soll ich aufsteigen. Doch das gefällt der Rapp-Stute gar nicht. Als ich den Fuß in den Steigbügel schiebe, fletscht sie die Zähne, will mir in den Hintern beißen. Vicky, die den Steigbügel auf der anderen Seite gegenhält, reagiert schnell und zieht Magics Kopf zur Seite. Endlich im Sattel, spitzt die Stute auch schon wieder die Ohren.

Als wir den Hof verlassen, lichtet sich der Nebel ein wenig. Blauer Himmel ist zu erahnen. Gemütlich im Schritt reiten wir auf einer schmalen Straße, die gesäumt wird von grün überwucherten Mauern. Abwechslung bringen die roten Blüten einer …
            
Christine Blödtner-Piske