Lifestyle

Tea Time

Teetrinken war, ist und bleibt typisch britisch? Falsch. Es dauerte lange, bis Tee den Kaffee überrundete, und jetzt ist Kaffee wieder auf dem Vormarsch.

Für den britischen Astronauten Michael Foale war es wie ein vorgezogenes Weihnachtsfest, als ein russisches Vorsorgungsschiff an die Raumstation "Mir" andockte und eine Packung Teebeutel mit im Gepäck hatte. Endlich konnte er wieder mehrmals täglich seinen Teegenuss zelebrieren, so wie viele Briten das bis heute tun.

So gibt's die erste Tasse bereits vor dem Frühstück. Diese Zeremonie ist der "early morning tea". Zum Frühstück trinkt man noch mal Tee. Zwischendurch bei der Arbeit auch. Gegen fünf Uhr nachmittags ist sowieso "tea time". Dann wird der traditionelle "afternoon tea" mit Scoons oder Sandwiches gereicht. Im 19. Jahrhundert avancierte dieser nachmittägliche Tee zu einem gesellschaftlichen Ereignis, zu dem elegante Kleidung, kostbares Teegeschirr und ausgewähltes Gebäck gehörten. Außerdem trinken viele vor dem Schlafen als "night cup" noch eine letzte Tasse Tee.

Milk in first

Meist wird der Tee nach dem "milk in first"-Prinzip zubereitet. Man gibt als erstes Milch in die Tasse, anschließend den aufgebrühten Tee und süßt ihn dann je nach Bedarf. So trank man seinen Tee schon während der industriellen Revolution. Damals, so um 1850, wurde Tee auch zum beliebtesten Getränk der Arbeiterklasse. Er war inzwischen billig und ohne Alkohol. Mit Milch und Zucker zubereitet, stillte Tee nicht nur den Durst, sondern auch kurzzeitig den Hunger derer, die viele Stunden in den Fabriken schuften mussten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Teetrinken in Großbritannien schon seine eigene Evolution hinter sich. Ab 1610 brachten holländische Kaufleute die ersten Teeblätter aus China mit nach Europa. Um 1650 war es der britischen East India Company gelungen, den Chinahandel zu monopolisieren, mit weitreichenden Folgen: Auf den Kontinent kam fast gar kein Tee mehr, und auch in England bekam das knappe Gut den Nimbus eines äußerst luxuriösen Getränks, das sich nur reiche Adlige leisten konnten. Schnell entwickelte sich in den Adelspalästen die übertriebene Ritualisierung des Teegenusses, während die Massen die billigen Kaffeehäuser aufsuchten.

Dann begann die East India Company mit der Anlage von großen Teeplantagen in Indien und konnte bald den heimischen Markt mit großen Mengen beliefern, ohne dass Tee seinen Statuswert einbüßte. Die aufstrebende Mittelschicht äffte die adligen Rituale nach. Dazu gehörten längst Kannen und Tassen aus feinstem chinesischen Porzellan, das bis heute in England „China“ heißt …
    

Christine Blödtner-Piske
   


Service

Wenn ein Hund nach England will   

Endlich, keine Quarantäne mehr! Wer heute mit seinem Hund nach Großbritannien reisen möchte, muss seinen Liebling nicht mehr für sechs Monate in Quarantäne stecken oder zu Hause lassen. Dennoch sind viele Hürden zu bewältigen - für Mensch und Hund.

Bonny, die schwarze Labradorhündin, soll mit in den England-Urlaub. Ihre Besitzer möchten sie nicht drei Wochen in die Obhut einer Nachbarin oder in eine Tierpension geben. Aber so einfach mitnehmen können sie ihren Liebling nicht. Zwar wurde die sechsmonatige Quarantänezeit von den britischen Behörden aufgehoben, dafür aber eine Haustier-Reiseverkehrsordnung (PETS - The Pats Travel Scheme) erlassen. Für Bonny heißt das eine kleine Operation, Impfungen und Bluttest. Nicht gerade angenehm. Im Einzelnen müssen Bonnys Besitzer folgende Maßnahmen in angegebener Reihenfolge einleiten:

Vom Mikrochip bis Bandwurmkur

1. Mikrochip: Als erstes wird Bonny ein Mikrochip zur Registrierung in den Schulterbereich implantiert. Das geschieht sieben Monate vor der eigentlichen Abreise und noch bevor sie geimpft wird. Denn die Chip-Nummer muss auf dem Impfpass und auf einem offiziellen PETS-Zertifikat notiert werden.

2. Impfung: Erst wenn der Mikrochip implantiert wurde, kann Bonny gegen Tollwut geimpft werden. Das geschieht sechs Monate vor der eigentlichen Abreise. Empfehlenswert ist es, wenn der Tierarzt einen Impfstoff verwendet, der ebenfalls in Großbritannien registriert ist. Achtung: Der Hund muss beim Impfen älter als drei Monate sein.

3. Bluttest: Circa einen Monat nach dem Impfen muss Bonny wieder zum Tierarzt. Diesmal wird ihr Blut abgenommen. Dieses wird zu einem vom britischen Landwirtschaftsministerium zugelassenen Labor geschickt. Dort untersucht man die Probe, um zu schauen, ob die Hündin wirklich auf...

Bonny allein im Auto

Mit diesen sechs Punkten sind die Formalitäten erledigt, nicht aber die Anstrengungen für den Hund. Ob Bonny durch den Eurotunnel huscht, mit der Fähre übersetzt oder mit dem Hoverspeed-Boot über die See fliegt, sie muss während dieser Zeit alleine im Auto bleiben, um garantiert keinen Kontakt mit womöglich kranken Tieren zu haben.

Nun stellt sich doch wirklich die Frage: Möchte man diesen Aufwand betreiben und dem Hund all diese Strapazen zumuten, nur um mit ihm in den Urlaub zu fahren? Bonnys Besitzer jedenfalls sind dann doch ohne ihren Schützling nach England gereist.
    
    
Christine Blödtner-Piske